Kürzlich saß ich mitten drin und lauschte andächtig, als Freundin M. und Freundin S. stolz um die Wette berichteten, welche morgens länger schlafen könnte, trotz der 4-beinigen Mitbewohner im Haus. Es war einer der seltenen Momente in meinem Leben, in dem meine Lippen geschlossen blieben, obwohl die Gedanken Amok liefen. Und es war auch wieder einer der Momente, in welchem ich bei mir dachte: "Das kannst du nicht erzählen, das musst du aufschreiben!" So kam es also zu der hier folgenden ganz intimen Bett-Geschichte von uns.
Während ich noch im Tiefschlaf liege und in seligen Träumen schwelge, wird man auf der Hundecouch langsam wach und fadisiert sich schrecklich. Nachdem es irgendwann vorbei ist mit der Geduld vereinbaren sie stillschweigend, dass Balu einfach mal nachsehen geht, ob ich nicht vielleicht schön langsam aus meinem Dornröschenschlaf erwachen möchte.
Und so verlässt der Bub als Pionier des Morgens die Schlafstätte und schleicht auf Zehenspitzen in Richtung Schlafzimmer. Während er so vorbei schleicht an mir, berührt seine kalte Nasenspitze gänzlich unabsichtlich meinen aus dem Bett hängenden warmen Arm, was mit ziemlicher Sicherheit eine erste Reaktion von mir verursacht. Das wiederum löst 1-2 schwache Wedler bei Balu aus, begründet auf der Hoffnung, ich könnte nun erwachen. Ach ja, warum schleicht Balu eigentlich? Man möchte meinen, ich dachte das ja auch irgendwann, dass er besorgt ist um meinen Schlaf. Mit Nichten - er schleicht, damit er ja nichts überhört, was darauf hinweisen könnte, dass ich bereits munter bin.
Manchmal bin ich schon vor der Bande wach und versuche mich mit aller Gewalt schlafend zu stellen. Das geht so weit, dass ich schon mal die Luft anhalte, damit sie nicht an der Häufigkeit meiner Atemzüge erkennen, dass ich schon munter bin. Aber sie durchschauen mich, IMMER. Das kleinste Zucken einer Braue, die leiseste Bewegung einer Gliedmaße, ein veränderter Atemrhythmus oder der Blick auf die Uhr mit nur einem halben Auge - ihnen entgeht NICHTS!
Also liege ich da und spüre, noch so im Halbschlaf, eine zarte Erschütterung der Matratze. Diese wird ausgelöst durch den sanft und exakt vor meinem Gesicht abgelegten Hundekopf. Wie zufällig kann es dann vorkommen, dass dabei eine kalte Hundeschnauze auf Tuchfühlung mit einer bettwarmen Menschenbacke geht, begleitet von einem leisen Schnaufen und warmen Atemstößen. Selten verfehlen diese wirklich sehr vorsichtigen Gesten, die keinesfalls dazu gedacht sind, mich aufzuwecken, ihren Zweck - es entkommt mir ein erstes Grunzen, was in Bruchteilen von Sekunden eine wahre Kettenreaktion auslöst: einen Trommelwirbel, verursacht durch die stark wedelnde Rute, welche dabei gegen das Regal neben meinem Kopf böllert, begleitet von begeistertem Tänzeln am Bettrand (die Hundekrallen am Laminat klingen wie die ersten Stepversuche von Fred Astaire) und abwechselndem Nießsprühregen und Schleckattacken.
Auf der Hundecouch bleibt der schon ungeduldig erwartete "Kommt-schnell-sie-ist-munter-Tanz" natürlich nicht unbemerkt und was nun folgt, gleicht einer Stampede - was wie zwei Hunde aussieht, klingt nach einer ganzen in Panik flüchtenden Büffelherde. Am Bettrand angelangt gibt es ein wildes Gedränge um die ersten Streicheleinheiten, Hundeküsse werden auf alles verteilt, was nackt und vom Bettrand aus erreichbar ist, bereits seit Stunden aus Fadesse gelutschtes Hundespielzeug wird stolz präsentiert und Pfoten fliegen einem um die Ohren, dass es nur so rauscht. Und natürlich will jeder einmal ordentlich prusten. Schließlich ist man ja grade erst aufgestanden und hatte noch keine Zeit für eine entspannte Reinigung der Atemwege andernorts.
Kaum setze ich den ersten Fuß aus dem Bett und taste gähnend nach den im Gewusel weit unters Bett gerutschten Hausschlapfen, trollen sich die drei auf die diversesten gemütlichen Schlafplätze, rollen sich entspannt grunzend wieder ein, um noch eine Runde zu schlafen und das verdienter Weise, denn der erste Job des Tages ist erfolgreich getan: Frauchen ist munter!
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