Mittwoch, 1. August 2018

Streunerkatzen und ihre Babies - was tun?

Als uns an einem Sonntagmorgen im Frühsommer 2018 eine Streunerkatze ihre Kinder anvertraut hat, war es für mich selbstverständlich, dass wir das Thema liebevoll, aber auch sozial verantwortungsbewusst angehen. Dazu gehört aus meiner Sicht die Kastration der Mutterkatze und die Vermittlung der Katzenkinder auf gute Plätze oder zumindest auf einen Platz ins Tierheim, wo sie eine Chance auf Vermittlung zu Katzenfreunden haben. Keinesfalls sollten die Jungen auch das Schicksal ihrer Mutter teilen müssen und zum unerwünschten Streuner werden.

Also wandte ich mich hilfesuchend an das nächstgelegene Tierheim. Im Telefonat mit einer sehr freundlichen Dame bekam ich ein paar mündliche Tipps zur weiteren Vorgehensweise - nicht alle ganz praktikabel (Tiere keinesfalls angreifen, sonst verläßt die Mutter sie; Tiere nicht füttern....), aber gut gemeint. Wertvoll war der Hinweis zur Kontaktaufnahme mit Amtstierarzt und Gemeinde.

Möglicherweise gibt es ja von offizieller Stelle eine "ToDo-Liste" - ich habe sie schlichtweg nicht finden bzw. mich auch nicht erfolgreich zu so einer durchfragen können. Irgendwie habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich hier niemand (mehr) so wirklich zuständig fühlt (Vgl. https://www.noen.at/freizeit/tierecke/kastration-von-katzen-vermeidet-tierleid-4605368) und so habe ich meine persönlichen Erfahrungen und die bescheidenen Ergebnisse meiner Recherchen hier zusammen gefasst:

1. Herumfragen in der Nachbarschaft und ein Anruf bei der Gemeinde bringen Sicherheit, ob es sich bei dem zugelaufenen Tier tatsächlich um einen Streuner handelt oder um eines, das vielleicht schon verzweifelt gesucht und deswegen dort (also bei der Gemeinde) als vermißt gemeldet wurde. Generell sollte jedes Fundtier bei Polizei und Gemeinde gemeldet werden. Wer es ungefragt behält, macht sich strafbar. https://www.zooroyal.at/magazin/service/tier-zugelaufen-und-nun/
Tiere, die nicht so scheu sind, wie unsere Streunerkatze, können auch zum Tierarzt gebracht und dort ein eventuell vorhandener Chip ausgelesen werden. 

2. Weiters bieten manche Gemeinden sogenannte Kastrationsgutscheine an. Seit dem 1.4.2016 müssen Katzen mit Freigang kastriert werden (https://www.bmgf.gv.at/home/Gesundheit/Tiergesundheit/Tierschutz/Heim-_und_Wildtiere/Katzen). Auf die vom Bundesministerium zugesagte Unterstützung durch Tierschutzvereine und Behörden sollte man sich allerdings nicht verlassen.

3. Die Katzenkinder sollten, so wie in unserem Fall, auf jeden Fall sozialisiert, sprich an den Menschen gewöhnt werden. Das erhöht ihre Vermittlungsschancen, wenn sie ab der achten Lebenswoche vergeben werden können. Je früher man damit anfängt, umso besser. Katzenkinder, die schon einige Wochen auf der Welt sind und keinen Menschenkontakt hatten, können nur mehr sehr schwer sozialisiert werden. Ganz wichtig ist es, die Tiere viel zu streicheln, herum zu tragen und ihnen den Kontakt mit dem Menschen angenehm zu gestalten. Je eher, umso besser. Die Kleinen gewöhnen sich in dem Alter problemlos an alles, was sich in ihrer Umgebung abspielt - in unserem Fall auch an die Hündin, die bereits beim Erstkontakt mit den Jungen Adoptionsabsichten zeigte :-)

4. Die Mutterkatze sollte gefüttert und wenn geht auch eine Schale mit einer Milch-/Wassermischung zur Verfügung gestellt werden. Einerseits hilft man ihr damit, bei Kräften zu bleiben, denn die Säugung von Jungen ist ausgesprochen kräftezehrend. Andererseits ist es ein gutes Lockmittel und eine Motiviation für die Katze, in der Nähe ihrer Jungen zu bleiben. Zudem wird das Einfangen für die Kastration dadurch auch erleichtert.

5. Wenn die Jungen anfangen, beim Futter mit zu naschen, sollte man auch mit der Kastration der Mutterkatze nicht mehr allzu lange warten. Die Mutterkatze kann kurze Zeit nach dem Wurf der Jungen bereits wieder trächtig werden. Und es wäre brutal, eine tragende Katze zu kastrieren. Es gibt angeblich Tierärzte, die das tun - ich würde um solche allerdings einen großen Bogen machen....
Die Mutterkatze wird mit einer sogenannten Lebendfalle eingefangen. Wenn man in etwa einen Tag lang kein Futter bereit stellt und die Katze ausgehungert ist, gelingt das  Einfangen mit der Lebendfalle sehr gut. Unmittelbar nach der Kastration wird die Katze (sobald sie wieder wach und fit ist) zurück zu ihren Jungen gebracht. Lebendfallen können von Tierschutzorganisationen zur Verfügung gestellt werden. Es gibt private Organisationen, Menschen und Tierärzte, die sich des Themas liebevoll annehmen und dort eingreifen, wo die offiziellen Stellen versagen oder aktive Unterstützung verwehren. (Vgl. z.B. https://www.noen.at/niederoesterreich/gesellschaft/noe-der-woche/daniela-haumer-eine-nanny-fuer-streunende-katzen-44886228# oder der Verein Katzenparadies in Wien, Krone Tierecke, Maggie Entenfellner). 

Auch wenn im Internet gegenteilige Infos zu finden sind - man sollte drauf vorbereitet sein, dass man für die Kosten selbst aufkommen muss. Der Verein, der uns beim Einfangen der scheuen Mutterkatze unterstützte, ist "geheim" (zumindest hat man uns das so mitgeteilt - man wollte offenbar vermeiden, dass wir uns mit Spenden erkenntlich zeigen) - die Dame von diesem Verein, die uns die Lebendfalle brachte, erwähnte zwar, dass sie noch Kastrationsgutscheine hätte, aber diese nicht für uns aufbrauchen wolle, weil wir die Katzen nicht behalten würden. Und auch die Tierärztin, die mir die Kosten für die Kastration im Vorfeld nicht nennen wollte, weil sie meinte "das machen wir schon irgendwie" hat dann überraschender Weise voll abkassiert und konnte bei meiner Nachfrage bzgl. Kostenübernahme keine hilfreichen Aussagen treffen.

Mein Tipp daher: zum Tierarzt Ihres Vertrauens gehen. Beim nächsten Mal, würde ich mich an meine Tierärztin, zu welcher ich mit meinen Hunden gehe, wenden, die mir kostenlose Kastration, Kennzeichnung der Katze (damit erkenntlich ist - falls sie nochmal gefangen wird - dass sie bereits kastriert ist) und Untersuchung auf Krankheiten wie Katzenaids zugesagt hat.

6. Wenn man selbst nicht die Zeit oder Möglichkeit hat oder nicht erfolgreich ist mit der Vermittlung der Jungen, kann man beim zuständigen Amtstierarzt eine Zuteilung zu einem Tierheim in der Nähe einholen. Die Tiere einfach hinbringen, das geht auch, aber man muss dann mit Kosten rechnen (und wie ich gerüchtehalber erfahren habe, wird man in solchen Fällen auch nicht allzu freundlich empfangen). Der Amtstierarzt wird telefonisch kontaktiert und die Sachlage erklärt. Er informiert im Anschluss das zuständige Tierheim, dass die Tiere dort abgegeben werden dürfen. Allzu viel Euphorie darf man sich hier allerdings nicht erwarten. Im schlimmsten Fall ist sogar mit versteckten Vorwürfen zu rechnen, denn man kommt mit einem Thema, das offenbar ausgesprochen unbeliebt bei Amtstierärzten und Tierheimen ist. Ganz unbegründet ist die Haltung der offiziellen Stellen ja auch wieder nicht, denn viele Leute verhalten sich völlig falsch bei dem Thema. Zudem sind die Tierheime meist ohnehin voll mit Streunerkätzchen.

7. Streunerkatzen BITTE NICHT FÜTTERN !!!, sofern man nicht vorhat, sie zu fangen und zu kastrieren. Denn, sie einfach nur zu füttern und sich selbst zu überlassen, verschlimmert das Problem. Damit ist niemandem geholfen, denn wenn ausreichend Futter vorhanden ist, sind auch der Vermehrung keine Grenzen gesetzt. Wer Gutes tun will, versucht die Katze zu fangen, kastrieren zu lassen und setzt sie dort wieder aus, wo sie eingefangen wurde. Auch ein Platz im Tierheim wäre keine Lösung für Streunerkatzen. Diese sind zumeist sehr scheu und fühlen sich in der Nähe von Menschen äußerst unwohl. Die Vermittlungschancen sind gleich null und dieses an die Freiheit gewöhnte Tier in einen Käfig zu sperren, wäre grausam.

Mein Fazit: es gibt keine einheitliche Regelung in Österreich und man darf auch nicht mit allzu viel Unterstützung rechnen. Man sollte bereit sein, Gott und die Welt anzurufen, wenn man Hilfe (auch finanzieller Art) benötigt. Die gute Nachricht ist: wenn man hartnäckig ist und sich nicht scheut, den Leuten auf die Nerven zu gehen, dann klappt das auch. Die Übernahme der Kosten durch offizielle Stellen hängt meiner Erfahrung nach von vielen Faktoren ab. Sieht die Gemeinde ein Problem mit Streunerkatzen, weil sich evtl. Anrainer oder Touristen beschweren, dann ist hier mit Unterstützung zu rechnen (siehe Links unten). Auch als 2016 die Kastrationspflicht eingeführt wurde, war es noch "IN" seitens Gemeinde, Land und/oder Tierheim und Tierärzten die Kosten zu übernehmen. Zwischenzeitlich sind diese hierfür vergebenen Kastrationsgutscheine wie mir scheint verbraucht oder werden nur limitiert ausgegeben (unsere Gemeinde Pöttsching erhält lt. tel. Auskunft vom 16.07.2018 pro Jahr 5 Kastrationsgutscheine - das ist ein Tropfen auf den heißen Stein). Auch die Tierecke, Maggie Entenfellner kann kontaktiert werden und div. Tierschutzorganisationen wie beispielsweise Vier-Pfoten https://www.vier-pfoten.at/kampagnen-themen/themen/streunerhilfe/hilfe-streunerkatzen


Wer also das Richtige tun will und dennoch auf keinen grünen Zweig kommt, kann sich gerne bei mir melden - ich werde so gut ich kann helfen. Einfach per Kommentar auf diesen Post antworten und ich werde Kontakt mit euch aufnehmen. Gemeinsam schaffen wir es dann auf jeden Fall. Ich tue es aus Liebe zu den Tieren und zu jenen Menschen, die das Richtige tun wollen.


Untermieter - der Abschied

Seit unsere Katzenmutter mit ihren Kindern auf der Flucht war und nach einer Woche plötzlich wieder im hinteren Gartenbereich aufgetaucht ist, war nichts mehr so wie davor. Die Möglichkeiten, sich zu verstecken, sind dort weit zahlreicher und wurden immer intensiver genutzt. Auch das für uns unzugängliche Nachbarsgrundstück wurde als Katzenwohnzimmer genutzt. 

Langsam machte sich Verzweiflung bei uns breit. Die wenigen potentiellen Adoptanten sprangen ab, ich hatte eine unschöne Erfahrung mit unseriösen Facebook Nutzern oder Nutzerinnen, die nur so taten als wären sie interessiert und die Minis wurden zusehends scheuer. Vor allem Shy Girl und Shy Guy bekamen wir so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht, geschweige denn konnten wir sie streicheln oder hochheben.

Und dann erfuhr ich auch noch, dass die Katzen seit Tagen wieder weg waren. Kein lebendiges Gehopse und keine Erstbesteigungen diverser Büsche und Baumreste mehr - die Futter- und Milchschüsselchen blieben unberührt. "Das war's nun", dachten wir. Wieder fünf Streuner mehr. Fünf Katzenleben ohne Chance auf ein liebevolles Zuhause, auf warme, sichere Plätze auf der Couch, fünf Katzen, die die meiste Zeit auf der vergeblichen Suche nach Futter herumirren und sich unkontrolliert vermehren. Unsere ganzen Bemühungen sollten also umsonst gewesen sein?

Was auch immer mich gestern früh geritten hat, ich schnappte kurz vor acht Uhr Hütewischmobb Phoebe und wir machten uns auf in den Garten meiner Mutter. Nach nur wenigen Lockgeräuschen tauchte zu meiner Überraschung unsere zugänglichste Mieze, die Lauser Liesl, auf und streckte sich der neugierigen Schnauze meiner Hündin vertrauensvoll entgegen. Ohne viel Nachdenken schnappte ich die Kleine, steckte sie in die Box und schloss sofort das Gitter. Mobelix und Lauser Bub (alias Mr. Grey) waren die nächsten, die angelaufen kamen und die ich ebenso hinein bugsierte. Als man in der Box zu randalieren begann, stellte ich die Bande mit einem Schüsselchen Futter ruhig. Offensichtlich waren die jungen Wilden ausgesprochen hungrig.

Als nächstes rief ich im Tierheim an, wo ich sofort die Ansprechpartnerin dran bekam, mit der ich schon mehrfach Kontakt wegen der Katzen und der Zuteilung hatte. Leider konnte sie sich nicht an die vom Amtstierarzt bereits vor Wochen erteilte Zuteilung erinnern (Anm.: ohne Zuteilung vom zuständigen Amtstierarzt kann man Tiere nicht so einfach im Tierheim abgeben. Zudem ist es dann kostenpflichtig.). Aber sie war so nett und versprach, selbst beim Amtstierarzt nachzufragen und mir Bescheid zu geben. Allerdings würde man diesen vor neun Uhr nicht erreichen.

Wir hatten also nur drei Miezen in der Box und die Ungewissheit, ob das mit dem Tierheim klappen würde. Zugegeben, wir waren etwas aufgeregt. Meine Mutter schlug vor, unsere drei Gefangenen in eine große Box ins Haus um zu lagern und dann zu versuchen, die beiden schüchternen, noch freien Tiere mit Futter in die kleine Transportbox zu locken. Gesagt getan - kurze Zeit später saßen wir wie zwei Kanadische Trapper auf Beutezug, mucksmäuschenstill, gespannt abwartend auf der Terrasse, den Blick fixiert auf unsere "Falle". Und tatsächlich, es dauerte nur wenige Minuten bis die Mutterkatze mit ihren beiden Kindern hungrig um die Box mit dem gut riechenden Futter herum schlich.

Alsbald wagte sich unser Shy Guy hinein und begann hungrig zu schlingen. Shy Girl, eindeutig die Vorsichtigere von beiden, wagte sich immer nur für Sekunden hinein, um dann sofort wieder heraus zu hüpfen. Jedes Mal, wenn die Mieze in die Box kletterte und ich drauf und dran war aufzuspringen und hinzulaufen, um das Gitter hinter ihr zu schließen, drehte sie sich rasch wieder um und hüpfte heraus. Es schien unmöglich, beide auf einmal zu bekommen. Die Anspannung bei uns stieg und wir entschlossen uns, erstmal nur das eine Kätzchen in der Box zu fixieren, bevor der günstige Moment vorbei war. Selbst wenn wir damit riskierten, dass sich das andere Kätzchen samt Mutter dann komplett zurück ziehen würde.

Trotzdem die Katzen die Box und uns gewöhnt waren, versuchte der Kater, sobald er merkte, dass ich mich anschlich, zu fliehen. Aber ich war schneller und gleich darauf saß er entspannt mit den anderen drei Geschwisterchen in der großen Kiste. Auch dort füllten wir die Futterschüssel nochmal an und dementsprechend entspannt waren die "Insaßen" mit ihren vollen Bäuchlein.

Und schon stieg die Spannung wieder und wir waren sehr unsicher, ob es uns nun gelingen würde, auch das letzte noch freie Katzenkind einzufangen. Doch wir hatten Glück und es gelang. Dieses Katzenmädchen war noch aufmerksamer und beinahe wäre es mir entwischt. Sicherheitshalber ließ ich das scheuste von den Tieren in der kleinen Transport-Box, anstatt es zu seinen Geschwistern umzulagern. Ich wollte mein Glück nicht über strapazieren.

Zwischenzeitlich hatte ich telefonisch grünes Licht vom Tierheim bekommen und so luden wir die Boxen und das Futter, das wir grade erst vorm Wochenende aufgestockt hatten, ins Auto und ich fuhr die fünf, rund acht Wochen alten Katzenkinder schweren Herzens, aber dennoch mit gutem Gefühl, das Richtige zu tun, in ihre neue, zwar ungewisse, aber bestimmt weit bessere Zukunft, als es ein Leben als Streunerkatze sein könnte.

Im Tierheim wollte man einen Ausweis und meine Telefonnummer sowie die Adresse, wo die Katzen "gefunden" wurden. Liebend gerne hätte ich noch ihre Charaktereigenschaften und vorläufigen Namen hinterlassen. Aber die Katzen wurden ohne Rückfragen von einer jungen Pflegerin geholt und vorerst in Quarantäne gebracht. In diesem Bereich sind keine Besucher erlaubt und auch meine Bitte, uns doch vielleicht einmal ein Foto zu schicken, wurde abgelehnt. Ich könne mir ja die Fotos auf der Website ansehen, sobald sie bereit zur Vergabe sind.

Also bin ich in mein leeres Auto gestiegen und mit einem ebensolchen Gefühl der inneren Leere nach Hause gefahren. Ich werde sie vermissen. Es ist nicht alltäglich, dass man die Gelegenheit hat, für so junge Lebewesen zu sorgen, ihnen beim Aufwachsen zuzusehen und sich mit ihnen anzufreunden. Sie werden mir immer in Erinnerung bleiben und ich wünsche ihnen aus tiefstem Herzen ein wunderschönes, erfülltes, katzengerechtes Leben bei guten, tierlieben und fürsorglichen Menschen.

Sonntag, 22. Juli 2018

Untermieter - SIE SIND WIEDER DA !!!


Nach einer schier endlosen Woche voller Bangen, Sorge und Ungewissheit kam heute in aller Frühe der erlösende Anruf meiner Mutter: Sie sind wieder da! Ich hab mein Frühstück sofort zur Seite geschoben, nur das Allernötigste angezogen, Futter, Schüsseln und Box geschnappt und bin sofort los gefahren.

Und tatsächlich: im hinteren Teil des Gartens, direkt beim Teich, wo viel schützendes Gebüsch und auch ein knorriger alter Baumstamm einer längst toten Weide ein optimales Klettergerüst und Trainingsgerät abgibt, haben sich die fünf Kinder mit ihrer Mutter wieder eingenistet, als wäre nichts gewesen.

Das gereichte Futter hat sie sofort aus ihrem Versteck gelockt - die Miezen waren trotz immer noch praller Bäuche recht hungrig. Ihre Reaktionen waren im ersten Moment etwas scheu, aber unsere Lauser Liesl ist nach kurzem Zögern zu mir gekommen und hat schon bei den ersten Streicheleinheiten wieder genüßlich geschnurrt und sich gegen die Hand gedrückt.

Der Teich mit den vielen Büschen und Steinen, das Schilfgras, die alte Wasserrinne und der knorrige Stamm bieten einen wunderbaren Spiel- und Trainingsplatz für die jungen Wilden.  Die verrückte Lauser Liesl hat sich bereits ganz hoch hinaus gewagt und einen ihrer Brüder konnten wir bei einem unfreiwilligen Bad im Teich beobachten.

Damit wir die verlorene Woche in Punkto Sozialisierung wieder aufholen können, haben wir Lauser Liesl und ihren Bruder - Mr. Grey - auch kurz ins Haus geholt und mit ihnen gerangelt und sie beobachtet, wie sie sich in der fremden Umgebung verhalten. Die Miezen haben kurz und neugierig die neue Umgebung erkundet, um sich dann wieder völlig ungezwungen in ihre alterstypischen und gar zu entzückenden Spiele zu vertiefen. 

Dieser Tag hätte nicht schöner beginnen können. Ich danke allen, die mit uns gezittert und uns Mut zugesprochen haben; die Verschwörungstheorien und Lösungsmöglichkeiten mit uns gewälzt haben und die sich wie wir Sorgen um unsere Schützlinge gemacht haben. Alles ist gut - unsere sechs Miezen sind wieder zuhause!




Mittwoch, 18. Juli 2018

Untermieter - der Schock

Es ist nun schon ein paar Tage her, aber der Schock über die unerwartete Wendung sitzt uns immer noch in den Knochen und wir können und wollen es noch gar nicht wahr haben.

Aber erst mal von vorne: vergangenen Donnerstag kam die von der Tierärztin vermittelte Dame mit Lebenfalle und grausiger Stimmung und wir konnten die Muttermieze, entgegen der negativen Grundeinstellung der Dame vom "geheimen" Verein der Streunerkatzenhilfe, in kürzester Zeit einfangen. Sie brachte das arme, ängstliche Ding zur Tierärztin und ich konnte das kastrierte Tier eine Stunde später bereits wieder abholen. Hier kam es zur ersten unangenehmen Überraschung - die Tierärztin, die mir im Vorfeld keine Auskunft über die Kosten der Kastration nennen wollte, weil sie meinte "ich mach das schon irgendwie", kassierte ohne mit der Wimper zu zucken 95,00 Euro. Bei meiner Nachfrage bekam ich sehr kryptische, verwirrende Infos über wage Unterstützungen von irgendwelchen Organisationen - aber immer mit Betonung, dass diese nur für sehr sehr arme Leute wären, die sich so etwas nicht leisten könnten. (nach Rücksprache mit meiner Tierärztin in der Tierklinik habe ich erfahren, dass sie die Kastration kostenlos durchgeführt, die Katze entsprechend gekennzeichnet, damit erkennbar ist, dass sie kastriert ist und auch gleich verschiedene Seuchentests, wie z.B. Untersuchung auf Katzenaids gemacht hätte....Jaja, nachher ist man immer g'scheiter)

Mit dem Gefühl, das Richtige getan zu haben, beschlossen wir jedoch, diesem Geld nicht nachzuweinen und setzten die Katze inmitten ihrer Jungen wieder aus. Dort verbrachte sie auch den nächsten Tag - den Freitag - offensichtlich entspannt. Wir machten sogar noch ein kleines Video mit Katzen und Hund und alles schien gut zu sein.

Am Samstag morgen dann die böse Überraschung: ALLE sechs Katzen waren verschwunden. Wir konnten es nicht fassen. Der erste Gedanke war natürlich, dass die psychisch durch die Kastration schwer angeschlagene Mutter mit ihren Kindern in Panik das Weite gesucht hat. Der verschwörungstheoretische Ansatz ist der, dass jemand in der Nacht die sechs gefangen und mitgenommen hat. Und dann wäre noch die ebenso unwahrscheinliche Möglichkeit, dass andere Tiere die Miezen von den stets prall gefüllten Futterschüsseln vertrieben haben könnten.

Gleich am nächsten Tag begannen wir, uns umzuhören und umzusehen, in der Hoffnung, etwas über den Verbleib "unserer" Katzenkinder zu erfahren. Gestern dann ein kleiner Hoffnungsschimmer - am Wochenende seien junge Katzen in einem Garten in der Nähe aufgetaucht. Bei genauerer Nachfrage stellte sich jedoch heraus, dass diese äußerst scheu seien und sich eine rote darunter befunden hätte. Und so hat sich auch das wieder zerschlagen und wir fragen uns nun: Was haben wir falsch gemacht? Was hätten wir anders machen können? Was wird aus den zutraulichen Jungen? Was, wenn sie an schlechte Menschen geraten? Wurde die Mutterkatze gekennzeichnet, sodass - für den Fall, dass sie nochmal gefangen würde - erkennbar ist, dass sie bereits kastriert ist?

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so geben wir die Suche noch lange nicht auf. Auch die Nachbarn und liebe Bekannte halten Augen und Ohren offen, denn wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass es "unseren" Miezen auch in Zukunft gut geht und sie ein schönes Leben in Sicherheit und bei lieben Menschen verbringen können.

Sonntag, 8. Juli 2018

Untermieter - im Paradies

Schüchtern war gestern - Frech ist das neue Benimm! Die Katzen finden im Vorgarten meiner Mutter ein wahres Paradies als Kinderstube. Die mittlerweile völlig ramponierte Azalee legt Zeugnis vom täglich intensiver werdenden Kletter-, Versteck-, Beiß- und Prügeltraining der Katzenkinder ab. Ich bewundere meine Mutter, die entspannt lächelnd dabei zusieht, wie die Äste der zarten Pflanze von Tag zu Tag kahler werden und frage mich insgeheim, was sie einnimmt, um so ruhig zu bleiben.

Hütewischmopp Phoebe ist mit der Aufsicht der Katzen, die von Mal zu Mal weitere Bereiche ihres Revieres erobern, heillos überfordert und dementsprechend aufgeregt, wenn wir die kleinen Zerstörer besuchen. Die Katzenmutter hält sich zumeist rund 2m entfernt unter einem (noch) wunderschönen, großen Rhododendron auf und beobachtet von dort das wilde Getümmel. Dass sie jederzeit bereit ist einzugreifen, hat sich kürzlich gezeigt, als Phoebe ein Katzenkind dorthin verfolgt hat. Die Katzenmutter sprang sofort auf und hat Phoebe umgehend verjagt. Dass sie dennoch den regen Umgang von uns und der Hündin mit ihren Kindern in einem gewissen Rahmen toleriert, erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Was für eine großartige Katzenmutter!
 
Immer wieder höre ich von Katzen, die ihre Jungen irgendwo absetzen, sich dann aus dem Staub machen und vor der Verantwortung drücken. Nicht unsere Streunerin hier. Sie ist täglich viele Stunden bei ihren Kindern und wenn sie diese nicht gerade säugt, dann liegt sie zumindest auf ihrem Beobachtungsposten unterm Busch und passt auf. Die Phase, in der die Jungen auf die Milchspenden der Mutter angewiesen sind, hat bereits ein Ablaufdatum. An der Futtermenge, die täglich nachgefüllt werden muss, erkennen wir, dass die Katzenkinder hier schon einfrig mitnaschen und bald unabhängig von den mütterlichen Milchdrüsen sein werden.
Besuche im Haus sind an der Tagesordnung. Die Katzenkinder verhalten sich dabei sehr unterschiedlich. Während Shy Girl in geduckter Haltung auf der Suche nach Versteckmöglichkeiten ist, turnt Lauser Liesl auf uns herum und haut ihre Zähne und Krallen in alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Sie zieht generell die menschliche Gesellschaft der ihrer Geschwister vor. Bei ihr könnte ich mir gut vorstellen, dass sie auch auf einem Einzelplatz bei einem Menschen, der viel Zeit für Spiel und Spaß mit der kleinen Mieze hat, glücklich wird.

Mit meinen Vermittlungsversuchen bin ich leider bislang noch nicht erfolgreich. Jeder erzählt mir nur, dass er von Leuten gehört hat, die sich gerade erst junge Katzen genommen haben. Das ist frustrierend, aber es liegt halt auch an der Jahreszeit - die meisten Katzen haben ihre Jungen wohl schon früher bekommen und diese konnten bereits vor Wochen in ihre neuen Heime einziehen. Unsere Katzenmutter war vermutlich etwas später dran und das macht sich jetzt bei unserer Suche nach einem tollen neuen Zuhause erschwerend bemerkbar.

Von all dem merken aber unsere Katzenkinder nichts, wenn sie unbeschwert und mit täglich mehr Energie und Tatendrang ihre Umwelt mit Zähnen und Krallen erobern. Und das ganze aus mittlerweile gesunden Augen und mit prallen Bäuchen.


Donnerstag, 5. Juli 2018

Untermieter - alles bewegt sich

Ein mittlerweile völlig zerfledderter Azalee Strauch, eine Katzenbox als Hauptwohnsitz, eine chronisch leere Futterschüssel und die Bereitschaft, Menschen und Hunden auf Schritt und Tritt zu folgen.....

So vieles tut sich, dass ich fast nicht weiß, wo ich anfangen soll. Lauser Liesl erklimmt mittlerweile alle Stufen zur Eingangstür und kaum öffnet diese sich, eilt die neugierige Nase hinein und folgt den geliebten Menschenbeinen.

Gestern habe ich zum ersten Mal ein leises, aber glückliches und bereits perfektes Schnurren aus einer kleinen Katzenkehle vernommen. Kein Fauchen mehr, dafür aber Prankenhiebe ohne Ende und es wird auch schonungslos alles gekaut, was sich bietet - ob Strauch oder Finger.

Der große Hundekopf eignet sich überhaupt perfekt für Nahkampftraining und Prügelattacken - hier schlagen die Pfoten ins Weiche und das scheint richtig Spaß zu machen. Auf dem Rücken liegend, den prallen, gut gefüllten Bauch in den Himmel gestreckt, wird vollsten Vertrauens der Hundekopf malträtiert.

Bei jedem Besuch finde ich mindestens ein Katzenkind an der Futterschüssel - im Moment wird noch eher die Sauce heraus geleckt und für die Mutter bleiben dann die langsam vor sich hin dörrenden festen Stücke. Aber so wie die Kleinen zubeißen können, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie sich auch die festen Stücke einverleiben.

Die Behandlung der verklebten Augen mit einer speziellen Salbe ist nach nur wenigen Malen erfolgreich und so strahlt mich nun auch die Lauser Liesl aus weit geöffneten, neugierigen Augerln an.

Nächste Woche steht etwas Böses, aber dringend Notwendiges an: die Katzenmutter soll eingefangen und kastriert werden. Ich freu mich nicht auf den Tag. Aber nur so kann eine unkontrollierte Vermehrung verhindert werden. Ist eh nur ein Tropfen auf den heißen Stein - aber je mehr Leute so handeln, desto mehr Katzenleid kann verhindert werden.

Mir graut bereits jetzt vor dem Tag, an dem sie gehen müssen. Mag gar nicht dran denken - da verkrampft sich alles in mir. Aber es geht halt nicht anders. In rund drei Wochen wird es soweit sein. Mein dringender Wunsch wäre, dass wir sie alle selbst vermitteln können, denn nur dann gibt es eine Chance, zu verfolgen, wie es mit ihnen weiter geht. Sie ganz aus den Augen zu verlieren, ist für mich momentan unvorstellbar. Unglaublich, wie leicht es ist, sich in so kleine, hilflose und doch schon so selbstsichere Wesen zu verlieben ....

Sonntag, 1. Juli 2018

Untermieter - Lauser Liesl und Shy Girl

Es ist faszinierend, wie sich mittlerweile bei den Jungs und Mädels (an der Stelle muss ich eine Fehlinformation richtig stellen: es steht 2:3 bei der Geschlechteraufteilung Katzen:Kater) sehr interessante und unterschiedliche Charaktere heraus kristallisieren. 

In der Welpenschar haben sich die Damen auf die Extreme verlegt: die mutigste aller Katzen ist die Lauser-Liesl. Sie liebt Menschenkontakt, läßt sich unheimlich gerne den Bauch kraulen, spielt mit unseren Fingern Räuber und Gendarm und turnt am liebsten um oder auf uns herum. Je mehr Körperkontakt, umso besser.

Auf der Gegenseite der Zutraulichkeitsskala findet sich Shy Girl. Das Positive ist, dass es der kleinen Mieze gut geht. Lange Zeit haben wir sie ja gar nicht zu Gesicht bekommen und mussten annehmen (wie bereits berichtet), dass das Katzenkind nicht gesund ist. Mit nichten: Shy Girl macht ein wenig auf Zicke, schaut lieber zu und läßt die anderen machen. Sie reagiert auf Kontakte mit entsetztem Fauchen - nicht aus Angst, denn sie flüchtet nicht, sondern weil sie ein wenig kapriziös zu sein scheint. Wenn wir sie hoch heben, thront sie nämlich wie eine Prinzessin auf der Hand und sieht sich stolz in der Gegend um.

Die Jungs bewegen sich im Mittelfeld zwischen den jungen Damen. Hier gibt es den Mobelix, ein Klettermaxe, der überall rauf muss und dem scheinbar nichts zu hoch ist. Womöglich eine Reinkarnation von Luis Trenker. Ähnlich wie Shy Girl ist einer der Kater, Shy Guy, etwas schüchterner und ziert sich auch gerne mal. Ab und zu ein Fauchen ist schon zu hören, aber im Grunde ist er bei Weitem nicht so distanziert, wie Shy Girl. Und der dritte, Mr. Grey, ist ein entspannter, kleiner Kerl, der liebend gerne in der Box sitzt und sich von dort das wilde Treiben im Katzenparadies ansieht. Mobelix und Mr. Grey sind auch diejenigen, die Körperkontakt genießen, niemals ein Fauchen hören lassen, sondern mit unseren Händen Spielen und genüßliches Kraulen verbinden.

Im nächsten Update gibt es Fotos und Ereignisse zu den ersten Besuchen im Haus und die aktuellsten Infos zu den Hundebesuchen von Ersatzmama Phoebe. Bleibt dran und überlegt euch, ob euch einer oder zwei der oben beschriebenen Charaktere anspricht und ihr die Minis bei euch einziehen lassen wollt.