Sonntag, 8. Juli 2018

Untermieter - im Paradies

Schüchtern war gestern - Frech ist das neue Benimm! Die Katzen finden im Vorgarten meiner Mutter ein wahres Paradies als Kinderstube. Die mittlerweile völlig ramponierte Azalee legt Zeugnis vom täglich intensiver werdenden Kletter-, Versteck-, Beiß- und Prügeltraining der Katzenkinder ab. Ich bewundere meine Mutter, die entspannt lächelnd dabei zusieht, wie die Äste der zarten Pflanze von Tag zu Tag kahler werden und frage mich insgeheim, was sie einnimmt, um so ruhig zu bleiben.

Hütewischmopp Phoebe ist mit der Aufsicht der Katzen, die von Mal zu Mal weitere Bereiche ihres Revieres erobern, heillos überfordert und dementsprechend aufgeregt, wenn wir die kleinen Zerstörer besuchen. Die Katzenmutter hält sich zumeist rund 2m entfernt unter einem (noch) wunderschönen, großen Rhododendron auf und beobachtet von dort das wilde Getümmel. Dass sie jederzeit bereit ist einzugreifen, hat sich kürzlich gezeigt, als Phoebe ein Katzenkind dorthin verfolgt hat. Die Katzenmutter sprang sofort auf und hat Phoebe umgehend verjagt. Dass sie dennoch den regen Umgang von uns und der Hündin mit ihren Kindern in einem gewissen Rahmen toleriert, erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Was für eine großartige Katzenmutter!
 
Immer wieder höre ich von Katzen, die ihre Jungen irgendwo absetzen, sich dann aus dem Staub machen und vor der Verantwortung drücken. Nicht unsere Streunerin hier. Sie ist täglich viele Stunden bei ihren Kindern und wenn sie diese nicht gerade säugt, dann liegt sie zumindest auf ihrem Beobachtungsposten unterm Busch und passt auf. Die Phase, in der die Jungen auf die Milchspenden der Mutter angewiesen sind, hat bereits ein Ablaufdatum. An der Futtermenge, die täglich nachgefüllt werden muss, erkennen wir, dass die Katzenkinder hier schon einfrig mitnaschen und bald unabhängig von den mütterlichen Milchdrüsen sein werden.
Besuche im Haus sind an der Tagesordnung. Die Katzenkinder verhalten sich dabei sehr unterschiedlich. Während Shy Girl in geduckter Haltung auf der Suche nach Versteckmöglichkeiten ist, turnt Lauser Liesl auf uns herum und haut ihre Zähne und Krallen in alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Sie zieht generell die menschliche Gesellschaft der ihrer Geschwister vor. Bei ihr könnte ich mir gut vorstellen, dass sie auch auf einem Einzelplatz bei einem Menschen, der viel Zeit für Spiel und Spaß mit der kleinen Mieze hat, glücklich wird.

Mit meinen Vermittlungsversuchen bin ich leider bislang noch nicht erfolgreich. Jeder erzählt mir nur, dass er von Leuten gehört hat, die sich gerade erst junge Katzen genommen haben. Das ist frustrierend, aber es liegt halt auch an der Jahreszeit - die meisten Katzen haben ihre Jungen wohl schon früher bekommen und diese konnten bereits vor Wochen in ihre neuen Heime einziehen. Unsere Katzenmutter war vermutlich etwas später dran und das macht sich jetzt bei unserer Suche nach einem tollen neuen Zuhause erschwerend bemerkbar.

Von all dem merken aber unsere Katzenkinder nichts, wenn sie unbeschwert und mit täglich mehr Energie und Tatendrang ihre Umwelt mit Zähnen und Krallen erobern. Und das ganze aus mittlerweile gesunden Augen und mit prallen Bäuchen.


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