Donnerstag, 20. Juli 2017

Vier minus eins ist ....

Komisch ist es, traurig natürlich und auf der Lebensfreude-Skala ein fetter Minuspunkt, den man sich lieber sparen würde, wenn es irgendwie möglich wäre. Das ist schon ein großer, wenn nicht gar der einzige Nachteil an der Sache mit den Hunden - dass die nicht so alt werden. Gar nicht alt eigentlich. Was sind 10 oder 15 Jahre im Vergleich zum Menschenleben? Und dann habe ich mich damals, nachdem meine 1. Hündin nicht mehr war und eine "Neue" ins Haus kam, auch noch fast so gefühlt, als würde ich die verstorbene Hündin betrügen - da war tatsächlich schlechtes Gewissen mit im Spiel. Dabei - hätte ich mir ein Alter wünschen können für meine Hündin - es wäre ein "so alt wie ich werde" gewesen.

Aber man versucht sich ja selbst aus solchen Erfahrungen noch irgendwie etwas Positives heraus zu quetschen. Damals, als es das 1. Mal passierte, versuchte ich mich drauf zu freuen, morgens nicht mehr so früh raus zu müssen, entspannt frühstücken zu können vor dem Büro, Schlechtwetter nur von der kuscheligen, trockenen Couch aus sehen zu müssen. Und was war? Ich saß morgens da, appetitlos, freudlos und stellte mir vor, wie schön es jetzt beim Morgenspaziergang mit der Fellnase wäre. Ich sah dem Regen von drinnen zu und auch aus meinem Gesicht tropfte es nass vor lauter Traurigkeit, weil früher hätten wir so einem Wetter getrotzt, der Hund und ich, und wären dennoch raus, grade und extra und weil dann die Welt uns gehört. Weil wer geht sonst noch bei so einem Wetter, wo normalerweise nicht mal der Hund hinterm Ofen hervor kommt ....

Und jetzt, wie ist es jetzt - da helfen dieselben Ausreden nicht mehr, weil ja noch ein 3er Team an 4-Beinigen um mich herum wuselt. Aber auch hier wieder der Versuch, dem Ganzen etwas Positives abzuringen: endlich muss ich mich beim Spazieren nicht mehr ständig umdrehen nach der Hündin, die sich mit einem interessant riechenden Grashalm minutenlang unterhalten konnte. Nun hab ich auch kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich mit 3en losziehe, während eine zuhause einsam an einem Rindsohr kaut. Aber helfen diese Gedanken? Mit nichten! Jetzt ist mein Nacken nicht mehr so gut gedehnt, weil keine Rückblicke mehr nötig sind, um zu sehen, an welchen Grashalm ich Stella wieder verloren habe. Die Mundwinkel bleiben unten beim Heimkommen nach langen Spaziergängen, weil Stella nicht auf uns wartet und uns freudig willkommen heißt.

Selbst wenn es jetzt schon über ein Jahr her ist, es fühlt sich immer noch an, als wäre ein Teil von mir amputiert worden. Da gibt es die ganz Gefühllosen, die kommentieren: "geh bitte, du hast ja eh noch 3". Wer würde so eine Meldung bei Kindern loslassen? Darf man ein Tier so sehr lieben, dass es so weh tut? Wer maßt sich an, darüber zu entscheiden, zu urteilen? Aber es hilft alles nix - Fotos dürfen noch nicht zu intensiv angeschaut werden. Erzählungen gehen noch nicht wirklich gut - vor allem, wenn es um den schicksalshaften Tag geht. Und auch jetzt, beim drüber Nachdenken und Schreiben ... wann hört das auf?

Stella, wir vermissen dich!


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