Dienstag, 26. Dezember 2017

Balu, der Therapiehund

Es war schrecklich, ist nun aber schon eine Weile her, dass mein Vater nach einem schweren Schlaganfall viele Monate in Krankenhaus und Rehabzentren verbringen musste, bevor er das erste Mal wieder auf Besuch nach Hause kommen und durch seinen geliebten Garten wandern durfte. Gehen hatte er eben erst wieder gelernt und so stand er auf noch sehr wackeligen Beinen mit einem Gehstock als Stütze und versuchte die ersten unsicheren Schritte in der unebenen Wiese.

Welcher Teufel mich geritten hatte, dass ich meinen stürmischen Kampfschmuser (damals grade mal ein gutes Jahr alt) mitgenommen hatte für dieses erste Wiedersehen nach Langem, weiß ich nicht mehr. Balu kann mit seinen rund 30kg Kampfgewicht im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend sein, wenn er sich sehr freut und die Aufregung überhand nimmt. Meinen Vater kannte und liebte er von klein auf und es war zu erwarten, dass die Aufregung bei diesem Wiedersehen groß sein würde. Ich hatte auf jeden Fall die Leine sehr fest im Griff und war darauf gefaßt, im richtigen Moment gegen zu halten, um zu verhindern, dass Balu meinen Vater zu Fall bringt.

Mit dem, was dann geschah, hatte keiner von uns gerechnet und es trieb uns allen, die wir in diesem Moment ohnehin sehr emotional waren, die Tränen in die Augen. Balu hatte sich ganz langsam und vorsichtig an die Seite meines Vaters begeben und so zart als möglich die Hand zur Begrüßung mit der Schnauze berührt. Auf dem Weg durch den Garten blieb er ruhig und ernsthaft an der Seite meines Vaters, immer nur dann einen Schritt vor den nächsten setzend, wenn mein Vater es tat.

Nichts und niemand hatte Balu auf diese Situation jemals vorbereitet, noch konnte er Erfahrung damit haben. Schließlich hatte ich ihn mit nur neun Wochen direkt von seiner Geburtsstätte, wo es ein kleines Kind, aber keine Menschen mit Handcap gab, zu mir geholt.

Leider habe ich danach sehr viele Jahre verstreichen und dieses unglaubliche Talent ungenützt lassen. Es hat auch niemals eine Veranlassung gegeben, diese wundervolle Gabe zu fördern oder gar mit ihm eine Ausbildung zum Therapiehund zu machen. Und so ist Balu beinahe 12 Jahre alt geworden, bis er endlich seine Bestimmung finden durfte. Und auch das eigentlich nur per Zufall. 

Es war wieder einmal soweit. Ein Spielenachmittag im Pflegeheim stand bevor. Ich hatte bereits angekündigt, meinen zu der Zeit sieben Monate alten Jungspund "Lenny" mitzubringen; als Unterhaltung, aber auch um zu sehen, wie er sich tun würde mit unseren Teilnehmern. Aber es kam anders, denn Balu, mein ältester, hatte seit dem Vortag ganz schlimmen Durchfall mit Erbrechen. Das war ungewöhnlich und besorgniserregend. So beschloss ich, stattdessen ihn mitzunehmen, um ihn unter Beobachtung zu haben.

Mit Decke und Wassernapf sind wir dann eingezogen in die Aula des Pflegeheimes und haben es uns in der Ecke, in der wir mit den 6-8 Bewohnerinnen und Bewohnern lustige Nachmittage veranstalten, gemütlich gemacht. Eine erste Frage in die Runde ergab, dass alle bis auf eine Dame kein Problem mit dem 4-beinigen Teilnehmer hatten und so ließ ich Balu weitgehend freie "Pfote" im Umgang mit den Leuten. Und wieder überraschte und erstaunte er mich mit seiner unglaublichen Sensibilität im Umgang mit älteren oder gehandicapten Menschen.

Die erste Begrüßungsrunde drehte ich mit ihm gemeinsam. Dabei stupste er jeden einmal vorsichtig mit der Nase an und freute sich über ein kurzes Kraulen vom jeweiligen Spieleteilnehmer als Reaktion darauf. Jene Teilnehmer, die körperlich nicht in der Lage waren, sich derart zu revanchieren, schien er mit besonderer Vorsicht und noch mehr Freude an der Bekanntschaft zu behandeln. Sie haut mich schlichtweg um, diese unglaubliche Sensibilität, die dieser große, oftmals unbändige Hund völlig fremden Menschen entgegen bringt, die zudem so ganz anders, als er es gewöhnt ist, reagieren.

Andere Hunde, die bei uns vorbei flanierten oder sich in der Nähe befanden, ignorierte er vollkommen. Auch das war mir neu und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Balu versuchte auch Personen an Nebentischen, die nicht zu unserem Kreis gehörten, mit ein zu binden. Hier musste ich ihm leider Grenzen setzen, die er nicht ganz widerspruchslos akzeptierte. Er verstand wohl nicht, warum wir diese anderen Menschen ausgrenzten. Letztendlich akzeptierte er den kleinen Kreis derer, die dazu gehörten und lag abwechselnd auf seiner Decke oder drehte seine Kontaktrunde bei den Teilnehmern.

Zwischendurch kam der eine oder andere neugierige Besuch in unsere Ecke, um den neuen 4-beinigen Teilnehmer gebührend zu bewundern und willkommen zu heißen. Dies war in jedem einzelnen Fall mit ausgiebigen Streicheleinheiten verbunden. In diesen kurzen Momenten sah ich Balu wieder in ein kindliches, unbeschwertes Hundewesen zurück fallen. Sobald diese Besuche jedoch beendet waren, schien er sich wieder auf seine eigentliche Rolle zu besinnen, verlor sofort dieses Kindlich-hündische aus seiner Mimik und konzentrierte sich wieder mit Ernst auf seine eigentliche Aufgabe.

Als ich an diesem Abend mit Balu, dem es gesundheitlich zusehends besser ging, nach Hause fuhr, war ich nicht nur unglaublich stolz und glücklich, sondern mir war klar, dass er ab nun ein fixer Bestandteil dieser Spielenachmittage werden würde.

Schon beim zweiten Mal hatte ich den Eindruck, dass unsere Teilnehmer es als selbstverständlich ansahen, dass Balu wieder mit von der Partie war. Und auch bei Balu stellte sich so etwas wie eine Routine ein, mit der er abwechselnd seine Runden drehte,  wo er sich mit einem Nasenstupser Aufmerksamkeit von jedem Einzelnen holte - oder Platz nahm auf seiner Decke und uns von da aus einfach nur beobachtete. Sogar die Dame, die zu Beginn noch auf Distanz zum Hund gegangen war, gewann langsam Zutrauen und schien ihre Unsicherheit mehr und mehr abzulegen.

Soweit die Dr. Jekyll Seite meiner Fellnase. Schon bald sollte aber auch Mr. Hyde zum Vorschein kommen.

Bei unserem dritten Besuch gewann ich den Eindruck, dass Balu die Aula des Pflegeheims mittlerweile als sein riesiges Wohnzimmer ansah. Die Spielerunde musste an diesem Tag in einen zentral gelegenen Bereich der Aula ausweichen, weil in unserer üblichen Ecke ein riesiger Christbaum strahlte. Diese Veränderung und die Nähe zur Küche ließen auch die "dunkle" Seite von Balu, die ich so gut kenne und manchmal lästig, meist aber nur lustig finde, zum Vorschein treten. Balu ist begeistert, dass bei der Spielerunde so viel gegessen und auf den Boden gebröselt wird. Ganz selbständig hat er sich zum Ziel gesetzt, den Boden frei von leckeren Kuchen- und sonstigen Essensbröseln zu halten. In unbeobachteten Momenten sieht man ihn um unser Speisenwagerl kreisen und die gebrauchten Teller, die in Nasenhöhe stehen, genauestens inspizieren. Einen noch viel größeren Magnet stellte jedoch an diesem Tag die Küche des kleinen Cafes, das sich im Zentrum der Aula befindet, dar. Mehrfach erwischte ich ihn dabei, wie er langsam und unauffällig in Richtung Küche schlich. Meine Stopp-Befehle quittierte er jeweils mit einem ziemlich sturen Blick, der mir Balus mangelndes Verständnis für meine Strenge vermitteln sollte.

Es ist ihm auch nicht dauerhaft begreiflich zu machen, dass die Besucher des Cafes, die ja nichts mit unserer Spielerunde am Hut haben, nicht in den erlauchten Kreis gehören. Sobald er sich unbeobachtet fühlt, schleicht er sich also davon und streift von einem Tisch des Cafes zum nächsten, um sich dort Streicheleinheiten zu holen und den Bröselcheck durchzuführen. Es ist schwer zu sagen, was ihm dabei wichtiger ist: der soziale Kontakt oder der Kick für die Geschmacksnerven.

Rückblickend muss ich zugeben, dass dieser Hund immer schon ein wenig "anders" war. Balu fand in seinem Leben nie Freude daran, einfach "nur so" einem Ball nachzujagen. Lange bevor er erwachsen wurde, verlor er sein Interesse an Spielen mit fremden Hunden ganz. Seitens meiner Mutter hatte dieser ungewöhnlich ernsthafte Hund daher den passenden Beinamen "Schwerenöter" erhalten. Stattdessen wurde er sehr wachsam, passt nun auf, dass die "falschen" Hunde seinem Rudel nicht zu nahe kommen und achtet mit großer Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit auf die Art und Weise, wie unsere menschliche Umgebung sich uns gegenüber verhält. Mein Vater stellte einmal sehr zutreffend fest: "Dieser Hund hört das Gras wachsen!"

Ich hatte oftmals den Eindruck, Balu wollte nie einfach nur Spaß, sondern stets eine Aufgabe oder Funktion haben. Er ist ein ganz besonderes Hundewesen, das in Frage stellt, Vorschläge einbringt, verstehen sowie einen Sinn sehen will in dem, was man von ihm fordert und zudem, trotz seiner Verfressenheit, unbestechlich ist. Sein "Job" im Pflegeheim passt daher sehr gut zu ihm. Dass er so ganz nebenei auch kein Kostverächter ist und seinen eigenen kleinen Sturschädel hat und durchsetzen möchte, macht ihn fast noch liebenswerter und holt ihn wieder herunter vom Podest auf die Ebene der eigentlich ganz normalen Hunde, die wir mit all ihren Macken lieben und fest ins Herz schließen.


Mittwoch, 22. November 2017

Frischzellenkur

v.l.n.r. Balu, Molly, Phoebe
Wir werden alt. So richtig alt. Zwei Fellnasen rund um die 12 Jahre und ich bekomme Panik. Bitte nicht falsch verstehen - ich bekomme Panik stellvertretend für Phoebe mit ihren erst 6 Jahren. Das kann doch kein Vergnügen sein, wenn man als Hund im besten Alter sein Dasein in einem 4-Beiner-Altersheim fristen muss.

Und so habe ich mich im Auftrag von Phoebe eher halbherzig auf die Suche gemacht. Halbherzig, weil es schon recht bequem und einfach ist mit so einem eingespielten Oldies-Team. Die verordnete Frischzellenkur würde wieder alles ins Chaos stürzen und ich würde eine neue "unsere-kleine-Welt-Ordnung" herstellen müssen. Ein Prozess, der nicht grade mal so nebenbei passiert, sondern der aktiv gestaltet werden will und neben Hirnschmalz und körperlicher Aktivitätssteigerung auch jede Menge Nerven erfordert.



Gefunden hat ihn schließlich meine Schwester auf Facebook und mir mit zwei Fotos und den begeisterten Worten: "Marion!!!!! Der schaut nach einem Mannsberger Hund aus" plus noch 4 Herzen hinter drein gewhatsappt. Um es kurz zu machen: der Kleine mit der großen Nase hat es mit diesem Satz ins Mannsberger-Hunde-Team geschafft und den Altersschnitt von rund 10 auf 7,5 Jahre hinunter geschraubt. Lenny heisst der Bub und ist eine Mischung aus Bergziege,  Müllschlucker und Autohupe. 

Lenny wurde im Hundeteam so liebevoll aufgenommen wie ein Aussätziger. Die ersten Tage waren für uns alle eine Achterbahn der Gefühle. Kaum war Lenny in der Nähe, schon fiel das Stimmungsbarometer beim Rest der Partie unter den Gefrierpunkt.

Kaum zu glauben, dass das nun auch schon wieder über zwei Monate her ist und ich wirklich scharf nachdenken muss, wie das so war die ersten Tage. Denn mittlerweile sieht es schon wieder ganz anders aus. Lenny hat seinen Platz im Rudel gefunden.

Als ich Lenny am 12.9. (fast einen Monat hatte es nach der Erstentdeckung durch meine Schwester noch bis zu diesem Schritt gedauert) von seiner Pflegestelle im 121km entfernten Győrzámoly/HU abholte, fand ich ein dort wohl eingegliedertes ca. 4,5 Monate altes Hundekind vor, das fest am Rockzipf seiner Pflegemama hing. Wie sehr er sich auf sein neues Zuhause freute, zeigte er prompt mit ohrenbetäubendem Heulen und dem Auswürgen der (nach der Größe der zwei Haufen zu schließen) wahrscheinlich letzten 5 Mahlzeiten auf die Rückbank meines Autos. Die nächsten 120km bis wir endlich zuhause waren, fuhr ich (bei 15 Grad Außentemperatur) mit offenem Fenster und immer wieder angehaltenem Atem.

Dass er ein sehr smarter Kerl sei, das hatte mir die Pflegemama als wertvolle Beschreibung mit auf den Weg gegeben.

Die spannende Erkundung aller weiteren Eigenschaften startete bei der spätabendlichen Ankunft im mittlerweile dunklen Garten. Die ersten Schritte ins Haus waren äußerst vorsichtig. Auch die Kontaktaufnahme von größter Unsicherheit geprägt. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Natürlich kamen bei mir angesichts der temporären Eiszeit im Rudel - trotz besseren Wissens - kurz Zweifel  auf. Glücklicherweise besann sich aber der kleine Hütewischmobb Phoebe auf ihre ungarischen Ursprünge und solidarisierte sich für von Mal zu Mal länger und freundlicher werdende Spielchen mit dem Frischling.
Dies allerdings sehr zum Mißfallen von Balu - Kampfschmuser war DIE Spaßbremse der ersten Wochen. Bis ich die beiden dann zum ersten Mal beim Kuscheln erwischte. Meine Sorgen haben sich recht rasch in Luft aufgelöst. Nach nur zwei Monaten zeigt Balu längst wieder seine wohlbekannte Butterseite, auch dem inzwischen zum Teenager heran wachsenden Lenny gegenüber.
Lenny muss in seinem vorherigen Leben eine Duracell-Batterie gewesen sein. Oder ein Langstreckenläufer. Es ist wunderbar, seine Freude an der Bewegung, am Schnüffeln und Erkunden zu beobachten - diese Lebensfreude reißt mich einfach mit. 

Spiele im Haus werden (und dafür zünd ich sicher noch ein Dankbarkeitskerzerl an) einrichtungsschonend gestaltet. Bislang hat grade mal der alte Teppich (und ab und zu die kleine Phoebe) in der Hitze des Gefechts ein paar Haare gelassen. Die Gartengestaltung hingegen ist sein Ding. Der eine oder andere tief hängende Ast wird im Vorbeigehen einfach mal so abgeknippst - stört ja auch immer beim Rasen Mähen. Soviel Einfühlungsvermögen in so zartem Alter beeindruckt mich schwer. Dass man Vögel verjagen, Katzen verbellen und im Rudel heulen muss, ist dank drei wunderbarer Lehrmeister bei Lenny schon in Fleisch und Blut über gegangen.
  
Etwas gewöhnungsbedürftig sind die nun wieder gehäuft auftretenden Neugierattacken wildfremder Menschen. Da wird mir mitunter sogar über die Straße hinweg die Frage nachgeworfen: "Ghean die olle ihna?" Oftmals dreh ich ihnen den Rücken zu, wo die Fragen unbeantwortet abprallen. Viel öfter aber sag ich mit stolz geschwellter Brust und glücklichem Lächeln im Gesicht: "Ja, alles MEINE!"

Donnerstag, 20. Juli 2017

Vier minus eins ist ....

Komisch ist es, traurig natürlich und auf der Lebensfreude-Skala ein fetter Minuspunkt, den man sich lieber sparen würde, wenn es irgendwie möglich wäre. Das ist schon ein großer, wenn nicht gar der einzige Nachteil an der Sache mit den Hunden - dass die nicht so alt werden. Gar nicht alt eigentlich. Was sind 10 oder 15 Jahre im Vergleich zum Menschenleben? Und dann habe ich mich damals, nachdem meine 1. Hündin nicht mehr war und eine "Neue" ins Haus kam, auch noch fast so gefühlt, als würde ich die verstorbene Hündin betrügen - da war tatsächlich schlechtes Gewissen mit im Spiel. Dabei - hätte ich mir ein Alter wünschen können für meine Hündin - es wäre ein "so alt wie ich werde" gewesen.

Aber man versucht sich ja selbst aus solchen Erfahrungen noch irgendwie etwas Positives heraus zu quetschen. Damals, als es das 1. Mal passierte, versuchte ich mich drauf zu freuen, morgens nicht mehr so früh raus zu müssen, entspannt frühstücken zu können vor dem Büro, Schlechtwetter nur von der kuscheligen, trockenen Couch aus sehen zu müssen. Und was war? Ich saß morgens da, appetitlos, freudlos und stellte mir vor, wie schön es jetzt beim Morgenspaziergang mit der Fellnase wäre. Ich sah dem Regen von drinnen zu und auch aus meinem Gesicht tropfte es nass vor lauter Traurigkeit, weil früher hätten wir so einem Wetter getrotzt, der Hund und ich, und wären dennoch raus, grade und extra und weil dann die Welt uns gehört. Weil wer geht sonst noch bei so einem Wetter, wo normalerweise nicht mal der Hund hinterm Ofen hervor kommt ....

Und jetzt, wie ist es jetzt - da helfen dieselben Ausreden nicht mehr, weil ja noch ein 3er Team an 4-Beinigen um mich herum wuselt. Aber auch hier wieder der Versuch, dem Ganzen etwas Positives abzuringen: endlich muss ich mich beim Spazieren nicht mehr ständig umdrehen nach der Hündin, die sich mit einem interessant riechenden Grashalm minutenlang unterhalten konnte. Nun hab ich auch kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich mit 3en losziehe, während eine zuhause einsam an einem Rindsohr kaut. Aber helfen diese Gedanken? Mit nichten! Jetzt ist mein Nacken nicht mehr so gut gedehnt, weil keine Rückblicke mehr nötig sind, um zu sehen, an welchen Grashalm ich Stella wieder verloren habe. Die Mundwinkel bleiben unten beim Heimkommen nach langen Spaziergängen, weil Stella nicht auf uns wartet und uns freudig willkommen heißt.

Selbst wenn es jetzt schon über ein Jahr her ist, es fühlt sich immer noch an, als wäre ein Teil von mir amputiert worden. Da gibt es die ganz Gefühllosen, die kommentieren: "geh bitte, du hast ja eh noch 3". Wer würde so eine Meldung bei Kindern loslassen? Darf man ein Tier so sehr lieben, dass es so weh tut? Wer maßt sich an, darüber zu entscheiden, zu urteilen? Aber es hilft alles nix - Fotos dürfen noch nicht zu intensiv angeschaut werden. Erzählungen gehen noch nicht wirklich gut - vor allem, wenn es um den schicksalshaften Tag geht. Und auch jetzt, beim drüber Nachdenken und Schreiben ... wann hört das auf?

Stella, wir vermissen dich!