Mittwoch, 1. August 2018

Streunerkatzen und ihre Babies - was tun?

Als uns an einem Sonntagmorgen im Frühsommer 2018 eine Streunerkatze ihre Kinder anvertraut hat, war es für mich selbstverständlich, dass wir das Thema liebevoll, aber auch sozial verantwortungsbewusst angehen. Dazu gehört aus meiner Sicht die Kastration der Mutterkatze und die Vermittlung der Katzenkinder auf gute Plätze oder zumindest auf einen Platz ins Tierheim, wo sie eine Chance auf Vermittlung zu Katzenfreunden haben. Keinesfalls sollten die Jungen auch das Schicksal ihrer Mutter teilen müssen und zum unerwünschten Streuner werden.

Also wandte ich mich hilfesuchend an das nächstgelegene Tierheim. Im Telefonat mit einer sehr freundlichen Dame bekam ich ein paar mündliche Tipps zur weiteren Vorgehensweise - nicht alle ganz praktikabel (Tiere keinesfalls angreifen, sonst verläßt die Mutter sie; Tiere nicht füttern....), aber gut gemeint. Wertvoll war der Hinweis zur Kontaktaufnahme mit Amtstierarzt und Gemeinde.

Möglicherweise gibt es ja von offizieller Stelle eine "ToDo-Liste" - ich habe sie schlichtweg nicht finden bzw. mich auch nicht erfolgreich zu so einer durchfragen können. Irgendwie habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich hier niemand (mehr) so wirklich zuständig fühlt (Vgl. https://www.noen.at/freizeit/tierecke/kastration-von-katzen-vermeidet-tierleid-4605368) und so habe ich meine persönlichen Erfahrungen und die bescheidenen Ergebnisse meiner Recherchen hier zusammen gefasst:

1. Herumfragen in der Nachbarschaft und ein Anruf bei der Gemeinde bringen Sicherheit, ob es sich bei dem zugelaufenen Tier tatsächlich um einen Streuner handelt oder um eines, das vielleicht schon verzweifelt gesucht und deswegen dort (also bei der Gemeinde) als vermißt gemeldet wurde. Generell sollte jedes Fundtier bei Polizei und Gemeinde gemeldet werden. Wer es ungefragt behält, macht sich strafbar. https://www.zooroyal.at/magazin/service/tier-zugelaufen-und-nun/
Tiere, die nicht so scheu sind, wie unsere Streunerkatze, können auch zum Tierarzt gebracht und dort ein eventuell vorhandener Chip ausgelesen werden. 

2. Weiters bieten manche Gemeinden sogenannte Kastrationsgutscheine an. Seit dem 1.4.2016 müssen Katzen mit Freigang kastriert werden (https://www.bmgf.gv.at/home/Gesundheit/Tiergesundheit/Tierschutz/Heim-_und_Wildtiere/Katzen). Auf die vom Bundesministerium zugesagte Unterstützung durch Tierschutzvereine und Behörden sollte man sich allerdings nicht verlassen.

3. Die Katzenkinder sollten, so wie in unserem Fall, auf jeden Fall sozialisiert, sprich an den Menschen gewöhnt werden. Das erhöht ihre Vermittlungsschancen, wenn sie ab der achten Lebenswoche vergeben werden können. Je früher man damit anfängt, umso besser. Katzenkinder, die schon einige Wochen auf der Welt sind und keinen Menschenkontakt hatten, können nur mehr sehr schwer sozialisiert werden. Ganz wichtig ist es, die Tiere viel zu streicheln, herum zu tragen und ihnen den Kontakt mit dem Menschen angenehm zu gestalten. Je eher, umso besser. Die Kleinen gewöhnen sich in dem Alter problemlos an alles, was sich in ihrer Umgebung abspielt - in unserem Fall auch an die Hündin, die bereits beim Erstkontakt mit den Jungen Adoptionsabsichten zeigte :-)

4. Die Mutterkatze sollte gefüttert und wenn geht auch eine Schale mit einer Milch-/Wassermischung zur Verfügung gestellt werden. Einerseits hilft man ihr damit, bei Kräften zu bleiben, denn die Säugung von Jungen ist ausgesprochen kräftezehrend. Andererseits ist es ein gutes Lockmittel und eine Motiviation für die Katze, in der Nähe ihrer Jungen zu bleiben. Zudem wird das Einfangen für die Kastration dadurch auch erleichtert.

5. Wenn die Jungen anfangen, beim Futter mit zu naschen, sollte man auch mit der Kastration der Mutterkatze nicht mehr allzu lange warten. Die Mutterkatze kann kurze Zeit nach dem Wurf der Jungen bereits wieder trächtig werden. Und es wäre brutal, eine tragende Katze zu kastrieren. Es gibt angeblich Tierärzte, die das tun - ich würde um solche allerdings einen großen Bogen machen....
Die Mutterkatze wird mit einer sogenannten Lebendfalle eingefangen. Wenn man in etwa einen Tag lang kein Futter bereit stellt und die Katze ausgehungert ist, gelingt das  Einfangen mit der Lebendfalle sehr gut. Unmittelbar nach der Kastration wird die Katze (sobald sie wieder wach und fit ist) zurück zu ihren Jungen gebracht. Lebendfallen können von Tierschutzorganisationen zur Verfügung gestellt werden. Es gibt private Organisationen, Menschen und Tierärzte, die sich des Themas liebevoll annehmen und dort eingreifen, wo die offiziellen Stellen versagen oder aktive Unterstützung verwehren. (Vgl. z.B. https://www.noen.at/niederoesterreich/gesellschaft/noe-der-woche/daniela-haumer-eine-nanny-fuer-streunende-katzen-44886228# oder der Verein Katzenparadies in Wien, Krone Tierecke, Maggie Entenfellner). 

Auch wenn im Internet gegenteilige Infos zu finden sind - man sollte drauf vorbereitet sein, dass man für die Kosten selbst aufkommen muss. Der Verein, der uns beim Einfangen der scheuen Mutterkatze unterstützte, ist "geheim" (zumindest hat man uns das so mitgeteilt - man wollte offenbar vermeiden, dass wir uns mit Spenden erkenntlich zeigen) - die Dame von diesem Verein, die uns die Lebendfalle brachte, erwähnte zwar, dass sie noch Kastrationsgutscheine hätte, aber diese nicht für uns aufbrauchen wolle, weil wir die Katzen nicht behalten würden. Und auch die Tierärztin, die mir die Kosten für die Kastration im Vorfeld nicht nennen wollte, weil sie meinte "das machen wir schon irgendwie" hat dann überraschender Weise voll abkassiert und konnte bei meiner Nachfrage bzgl. Kostenübernahme keine hilfreichen Aussagen treffen.

Mein Tipp daher: zum Tierarzt Ihres Vertrauens gehen. Beim nächsten Mal, würde ich mich an meine Tierärztin, zu welcher ich mit meinen Hunden gehe, wenden, die mir kostenlose Kastration, Kennzeichnung der Katze (damit erkenntlich ist - falls sie nochmal gefangen wird - dass sie bereits kastriert ist) und Untersuchung auf Krankheiten wie Katzenaids zugesagt hat.

6. Wenn man selbst nicht die Zeit oder Möglichkeit hat oder nicht erfolgreich ist mit der Vermittlung der Jungen, kann man beim zuständigen Amtstierarzt eine Zuteilung zu einem Tierheim in der Nähe einholen. Die Tiere einfach hinbringen, das geht auch, aber man muss dann mit Kosten rechnen (und wie ich gerüchtehalber erfahren habe, wird man in solchen Fällen auch nicht allzu freundlich empfangen). Der Amtstierarzt wird telefonisch kontaktiert und die Sachlage erklärt. Er informiert im Anschluss das zuständige Tierheim, dass die Tiere dort abgegeben werden dürfen. Allzu viel Euphorie darf man sich hier allerdings nicht erwarten. Im schlimmsten Fall ist sogar mit versteckten Vorwürfen zu rechnen, denn man kommt mit einem Thema, das offenbar ausgesprochen unbeliebt bei Amtstierärzten und Tierheimen ist. Ganz unbegründet ist die Haltung der offiziellen Stellen ja auch wieder nicht, denn viele Leute verhalten sich völlig falsch bei dem Thema. Zudem sind die Tierheime meist ohnehin voll mit Streunerkätzchen.

7. Streunerkatzen BITTE NICHT FÜTTERN !!!, sofern man nicht vorhat, sie zu fangen und zu kastrieren. Denn, sie einfach nur zu füttern und sich selbst zu überlassen, verschlimmert das Problem. Damit ist niemandem geholfen, denn wenn ausreichend Futter vorhanden ist, sind auch der Vermehrung keine Grenzen gesetzt. Wer Gutes tun will, versucht die Katze zu fangen, kastrieren zu lassen und setzt sie dort wieder aus, wo sie eingefangen wurde. Auch ein Platz im Tierheim wäre keine Lösung für Streunerkatzen. Diese sind zumeist sehr scheu und fühlen sich in der Nähe von Menschen äußerst unwohl. Die Vermittlungschancen sind gleich null und dieses an die Freiheit gewöhnte Tier in einen Käfig zu sperren, wäre grausam.

Mein Fazit: es gibt keine einheitliche Regelung in Österreich und man darf auch nicht mit allzu viel Unterstützung rechnen. Man sollte bereit sein, Gott und die Welt anzurufen, wenn man Hilfe (auch finanzieller Art) benötigt. Die gute Nachricht ist: wenn man hartnäckig ist und sich nicht scheut, den Leuten auf die Nerven zu gehen, dann klappt das auch. Die Übernahme der Kosten durch offizielle Stellen hängt meiner Erfahrung nach von vielen Faktoren ab. Sieht die Gemeinde ein Problem mit Streunerkatzen, weil sich evtl. Anrainer oder Touristen beschweren, dann ist hier mit Unterstützung zu rechnen (siehe Links unten). Auch als 2016 die Kastrationspflicht eingeführt wurde, war es noch "IN" seitens Gemeinde, Land und/oder Tierheim und Tierärzten die Kosten zu übernehmen. Zwischenzeitlich sind diese hierfür vergebenen Kastrationsgutscheine wie mir scheint verbraucht oder werden nur limitiert ausgegeben (unsere Gemeinde Pöttsching erhält lt. tel. Auskunft vom 16.07.2018 pro Jahr 5 Kastrationsgutscheine - das ist ein Tropfen auf den heißen Stein). Auch die Tierecke, Maggie Entenfellner kann kontaktiert werden und div. Tierschutzorganisationen wie beispielsweise Vier-Pfoten https://www.vier-pfoten.at/kampagnen-themen/themen/streunerhilfe/hilfe-streunerkatzen


Wer also das Richtige tun will und dennoch auf keinen grünen Zweig kommt, kann sich gerne bei mir melden - ich werde so gut ich kann helfen. Einfach per Kommentar auf diesen Post antworten und ich werde Kontakt mit euch aufnehmen. Gemeinsam schaffen wir es dann auf jeden Fall. Ich tue es aus Liebe zu den Tieren und zu jenen Menschen, die das Richtige tun wollen.


Untermieter - der Abschied

Seit unsere Katzenmutter mit ihren Kindern auf der Flucht war und nach einer Woche plötzlich wieder im hinteren Gartenbereich aufgetaucht ist, war nichts mehr so wie davor. Die Möglichkeiten, sich zu verstecken, sind dort weit zahlreicher und wurden immer intensiver genutzt. Auch das für uns unzugängliche Nachbarsgrundstück wurde als Katzenwohnzimmer genutzt. 

Langsam machte sich Verzweiflung bei uns breit. Die wenigen potentiellen Adoptanten sprangen ab, ich hatte eine unschöne Erfahrung mit unseriösen Facebook Nutzern oder Nutzerinnen, die nur so taten als wären sie interessiert und die Minis wurden zusehends scheuer. Vor allem Shy Girl und Shy Guy bekamen wir so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht, geschweige denn konnten wir sie streicheln oder hochheben.

Und dann erfuhr ich auch noch, dass die Katzen seit Tagen wieder weg waren. Kein lebendiges Gehopse und keine Erstbesteigungen diverser Büsche und Baumreste mehr - die Futter- und Milchschüsselchen blieben unberührt. "Das war's nun", dachten wir. Wieder fünf Streuner mehr. Fünf Katzenleben ohne Chance auf ein liebevolles Zuhause, auf warme, sichere Plätze auf der Couch, fünf Katzen, die die meiste Zeit auf der vergeblichen Suche nach Futter herumirren und sich unkontrolliert vermehren. Unsere ganzen Bemühungen sollten also umsonst gewesen sein?

Was auch immer mich gestern früh geritten hat, ich schnappte kurz vor acht Uhr Hütewischmobb Phoebe und wir machten uns auf in den Garten meiner Mutter. Nach nur wenigen Lockgeräuschen tauchte zu meiner Überraschung unsere zugänglichste Mieze, die Lauser Liesl, auf und streckte sich der neugierigen Schnauze meiner Hündin vertrauensvoll entgegen. Ohne viel Nachdenken schnappte ich die Kleine, steckte sie in die Box und schloss sofort das Gitter. Mobelix und Lauser Bub (alias Mr. Grey) waren die nächsten, die angelaufen kamen und die ich ebenso hinein bugsierte. Als man in der Box zu randalieren begann, stellte ich die Bande mit einem Schüsselchen Futter ruhig. Offensichtlich waren die jungen Wilden ausgesprochen hungrig.

Als nächstes rief ich im Tierheim an, wo ich sofort die Ansprechpartnerin dran bekam, mit der ich schon mehrfach Kontakt wegen der Katzen und der Zuteilung hatte. Leider konnte sie sich nicht an die vom Amtstierarzt bereits vor Wochen erteilte Zuteilung erinnern (Anm.: ohne Zuteilung vom zuständigen Amtstierarzt kann man Tiere nicht so einfach im Tierheim abgeben. Zudem ist es dann kostenpflichtig.). Aber sie war so nett und versprach, selbst beim Amtstierarzt nachzufragen und mir Bescheid zu geben. Allerdings würde man diesen vor neun Uhr nicht erreichen.

Wir hatten also nur drei Miezen in der Box und die Ungewissheit, ob das mit dem Tierheim klappen würde. Zugegeben, wir waren etwas aufgeregt. Meine Mutter schlug vor, unsere drei Gefangenen in eine große Box ins Haus um zu lagern und dann zu versuchen, die beiden schüchternen, noch freien Tiere mit Futter in die kleine Transportbox zu locken. Gesagt getan - kurze Zeit später saßen wir wie zwei Kanadische Trapper auf Beutezug, mucksmäuschenstill, gespannt abwartend auf der Terrasse, den Blick fixiert auf unsere "Falle". Und tatsächlich, es dauerte nur wenige Minuten bis die Mutterkatze mit ihren beiden Kindern hungrig um die Box mit dem gut riechenden Futter herum schlich.

Alsbald wagte sich unser Shy Guy hinein und begann hungrig zu schlingen. Shy Girl, eindeutig die Vorsichtigere von beiden, wagte sich immer nur für Sekunden hinein, um dann sofort wieder heraus zu hüpfen. Jedes Mal, wenn die Mieze in die Box kletterte und ich drauf und dran war aufzuspringen und hinzulaufen, um das Gitter hinter ihr zu schließen, drehte sie sich rasch wieder um und hüpfte heraus. Es schien unmöglich, beide auf einmal zu bekommen. Die Anspannung bei uns stieg und wir entschlossen uns, erstmal nur das eine Kätzchen in der Box zu fixieren, bevor der günstige Moment vorbei war. Selbst wenn wir damit riskierten, dass sich das andere Kätzchen samt Mutter dann komplett zurück ziehen würde.

Trotzdem die Katzen die Box und uns gewöhnt waren, versuchte der Kater, sobald er merkte, dass ich mich anschlich, zu fliehen. Aber ich war schneller und gleich darauf saß er entspannt mit den anderen drei Geschwisterchen in der großen Kiste. Auch dort füllten wir die Futterschüssel nochmal an und dementsprechend entspannt waren die "Insaßen" mit ihren vollen Bäuchlein.

Und schon stieg die Spannung wieder und wir waren sehr unsicher, ob es uns nun gelingen würde, auch das letzte noch freie Katzenkind einzufangen. Doch wir hatten Glück und es gelang. Dieses Katzenmädchen war noch aufmerksamer und beinahe wäre es mir entwischt. Sicherheitshalber ließ ich das scheuste von den Tieren in der kleinen Transport-Box, anstatt es zu seinen Geschwistern umzulagern. Ich wollte mein Glück nicht über strapazieren.

Zwischenzeitlich hatte ich telefonisch grünes Licht vom Tierheim bekommen und so luden wir die Boxen und das Futter, das wir grade erst vorm Wochenende aufgestockt hatten, ins Auto und ich fuhr die fünf, rund acht Wochen alten Katzenkinder schweren Herzens, aber dennoch mit gutem Gefühl, das Richtige zu tun, in ihre neue, zwar ungewisse, aber bestimmt weit bessere Zukunft, als es ein Leben als Streunerkatze sein könnte.

Im Tierheim wollte man einen Ausweis und meine Telefonnummer sowie die Adresse, wo die Katzen "gefunden" wurden. Liebend gerne hätte ich noch ihre Charaktereigenschaften und vorläufigen Namen hinterlassen. Aber die Katzen wurden ohne Rückfragen von einer jungen Pflegerin geholt und vorerst in Quarantäne gebracht. In diesem Bereich sind keine Besucher erlaubt und auch meine Bitte, uns doch vielleicht einmal ein Foto zu schicken, wurde abgelehnt. Ich könne mir ja die Fotos auf der Website ansehen, sobald sie bereit zur Vergabe sind.

Also bin ich in mein leeres Auto gestiegen und mit einem ebensolchen Gefühl der inneren Leere nach Hause gefahren. Ich werde sie vermissen. Es ist nicht alltäglich, dass man die Gelegenheit hat, für so junge Lebewesen zu sorgen, ihnen beim Aufwachsen zuzusehen und sich mit ihnen anzufreunden. Sie werden mir immer in Erinnerung bleiben und ich wünsche ihnen aus tiefstem Herzen ein wunderschönes, erfülltes, katzengerechtes Leben bei guten, tierlieben und fürsorglichen Menschen.