Freitag, 29. Juni 2018

Untermieter - die Überraschung

Langsam war es besorgniserregend, dass vier der Mini-Miezen sich bereits eifrig um taten und dabei ihre sichere Höhle verliessen, während eines der Geschwisterchen sich in die hinterste Ecke drückte, um dort mit dem Rücken zum Geschehen aus kleinen Äuglein die aktiven Geschwister zu beobachten. Wir mussten annehmen, dass mit dem kleinen Ding etwas nicht in Ordnung ist und vielleicht irgendwann nur mehr vier übrig wären. An eine Untersuchung war nicht zu denken, weil es viel zu tief - weiter als eine Armlänge entfernt - im Verschlag saß. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Und gestern dann die große Überraschung! Kaum dass die Minis meine Stimme gehört hatten, eilten sie auch schon aus ihrem Versteck und eine grobe Zählung ergab: Fünf !!! Gleich noch einmal durchgezählt - immer noch Fünf. Kurz nach dieser ersten Sichtung verschwand das schüchternste aller Katzenkinder wieder im Verschlag. Der Stein, der mir von Herzen fiel, war vermutlich als Erdbeben in der näheren Umgebung wahrnehmbar. Zumindest meine Mutter musste es gehört haben, denn sie stand plötzlich vor der Tür und ließ sich die erfreulichen Neuigkeiten berichten.

Ein Blick in den Verschlag ergab, dass die Katzenmutter anwesend war und das Geschehen fallweise leise murrend zur Kenntnis nahm.
Bei zwei der Miezen war wieder eine Reinigung der verklebten Augen fällig. Dies wird mit großem Widerwillen und unter Einsatz der kleinen, scharfen Krallen hingenommen. Nach der Behandlung wieder abgesetzt ist die Tortur aber schon wieder vergessen und Streicheleinheiten streckt man sich genüsslich entgegen. Da und dort wird die sich nähernde Hand aber auch immer noch angefaucht - je nach Tagesverfassung und momentaner Laune. Alles in allem entwickeln sich die Kinder aber prächtig und wir sind uns mittlerweile ziemlich sicher, dass keiner der Zimmertiger handscheu bleiben wird.

Ein Meter Umkreis vom Verschlag wird bereits mutig erforscht. Hier wird geturnt, gerangelt, gekratzt und neugierig erkundet. In diesem Einzugsgebiet befindet sich auch die Katzenbox, die ich zwecks Gewöhnung einfach mal aufgestellt habe. Und auch diese wurde von den mutigsten Minis bereits geentert und neugierig inspiziert. Seit heute liegt auch wieder eine trockene Decke drinnen, die noch viel mehr zum Verweilen einlädt. Der mutigste - von mir mit "Lauser" betitelt - hat sich drinnen geräkelt und geputzt und wollte sein neues Heim gleich gar nicht mehr verlassen.

Auch ein Meet-and-Greet mit Hütewischmopp Phoebe hat bereits statt gefunden. Für die Katzenkinder war das im Grunde nichts Großartiges. Voller Urvertrauen stolpern sie durch ihr kleines Reich. Man läßt sich abschnuppern und droht auch mal mit Haue, wenn das große, schwarze Ding zu aufdringlich wird. Phoebe ist kaum weg zu kriegen von den Kleinen. Und natürlich wurden auch Milch und Futter von ihr verkostet - dass es beim Verkosten bleibt, dafür musste ich sorgen. Aber ihr Interesse an den Minis war dennoch eindeutig größer.

Motiviert durch die rasanten Fortschritte hat meine Mutter beschlossen, eine erste Führung durch's Haus zu veranstalten und meine Wenigkeit wird, motiviert durch den durchschlagenden Erfolg mit der Katzen-Transportbox, demnächst ein Katzenklo aufstellen und sich in der Vermittlung einer der Grundregeln der Hauskatzenhygiene versuchen. Weitere Berichte folgen in Kürze - es bleibt also spannend mit den Untermietern.


Dienstag, 26. Juni 2018

Untermieter

Weil ich ein sprichwörtlicher early bird bin und es mich auch am Wochenende schon zu beinahe nachtschlafender Zeit aus dem Bett treibt, fahre ich, während alle anderen noch schlafen, mit den Hunden aus zum Spazieren und liefere unterwegs bei meiner Mutter (die selbstverständlich bezahlte) Sonntagszeitung auf die Türmatte.

Und bei dieser Gelegenheit habe ich etwas beobachtet, das unser Leben für die folgenden Wochen um einiges aufregender gestalten sollte. Grade als ich aus dem Auto stieg, sah ich eine kleine, hagere, graugetigerte Katze, der etwas Großes aus dem Maul baumelte, in den Vorgarten meiner Mutter eilen. Das Tier verschwand rasch mit der vermeintlichen Beute aus meinem Blickfeld im schmalen Spalt unter der Steintreppe zur Eingangstüre. Langsam arbeitete mein aufgrund der Tageszeit noch träges Gehirn das Gesehene auf und ich stellte fest, dass hier keine überdimensionale Maus verschleppt, sondern ein Katzenkind in Sicherheitsverwahrung gebracht wurde.

Später am Tag überraschte ich meine Mutter mit der Info über ihre neuen Untermieter. Wie vermutet, war ihr der Einzug bis dahin nicht bekannt gewesen. In einem ersten Telefonat mit dem Tierschutz wurde ich angehalten, die Tiere keinesfalls zu berühren oder Futter zu reichen. Nach einer Rückfrage, wie denn dann die Jungen sozialisiert werden sollten, erhielt ich die Info "das passiert dann im Tierheim". Mit dieser (Fehl)Information beobachteten wir das Kommen und Gehen der Katzenmutter vorerst still und unaufdringlich. Erst im Gespräch mit einer Tierärztin, die sich liebevoll mit dem Thema Streunerkatzen auseinander setzt, bekam ich die Bestätigung, wie wichtig viel Körperkontakt mit den jungen Katzen ist und ebenso, dass die Mutter mit Futter und Milchwasser bei Kräften gehalten und bei der Aufzucht der Jungen unterstützt wird.

Endlich konnten wir uns so verhalten, wie es uns auch der klare Menschenverstand gebot und seit diesem Moment verbringen wir viele Momente in der Gebetshaltung eines Mohamedaners, um Blickkontakt zu den Katzenkindern zu bekommen. Nach und nach gelingt es nun auch immer mehr, die Jungen aus ihrem Verschlag zu locken und ihnen tröpfchenweise Milch mit dem Finger anzubieten, das Geschlecht (3 Kater, 1 Katze, 1 Unbestimmte) zu kontrollieren und die verklebten Augen mit warmem Wasser sanft zu reinigen.

Die Katzenmutter nimmt dankbar, um nicht zu sagen, gierig unsere Futter- und Getränkeangebote an und die Bäuchlein der Minis sind kugelrund. Obwohl ich seit wenigen Tagen und erst nach zahlreichen Telefonaten eine Zuteilung für die Jungen zum Tierheim Sonnenhof habe, widerstrebt es mir, diese Lebewesen, die uns der Zufall anvertraut hat, einem ungewissen Schicksal zu überlassen. Und so setze ich mittels Mundpropaganda, Facebook und über Tierärzte, die sich für dieses Thema erwärmen können, alle Hebel in Bewegung, um selbst gute Plätze für die Süßen zu finden.

An dieser Stelle - ich kann es mir nicht verkneifen - muss ich meinem Erstaunen über die Reaktion jener Stellen, die ich als offiziell zuständig für solche Fälle erachtet habe, Luft machen. Angefangen bei Fehlauskünften zum gebotenen Verhalten, über versteckte Vorwürfe, als wären wir die Verursacher der unerwünschten Vermehrung, bis hin zur im Befehlston erteilten Verpflichtung, sich "gefälligst" um die Kastration der Mutterkatze zu kümmern. Alles in allem erhält man, bis auf wenige Ausnahmen, den Eindruck, hier mit einem ausgesprochen unerwünschten Thema zu kommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei Menschen, die weniger hartnäckig sind als ich, der Wunsch, sich hier sozial und tierschützerisch verantwortungsvoll zu verhalten, von den offiziellen Stellen im Keim erstickt wird. Ich hatte irgendwie erwartet, dass es für solche Fälle Infoblätter mit Verhaltensvorgaben und Kontaktdaten gäbe, aber da liege ich falsch.

Im Moment setzen wir uns kleine Ziele und freuen uns über jeden auch noch so winzigen Fortschritt. Wichtig ist, dass die Winzlinge mit Menschen vertraut werden und alsbald auch anfangen, sich mit Futter abseits der mütterlichen Zitzen zu ernähren. Gestern hat sich - wie mir meine Mutter berichtet hat - zum ersten Mal ein Katzenkind aus dem Bau gewagt und als es sich dann einsam und ungeschützt auf der untersten Stufe wieder fand, schrie es verzweifelt nach Hilfe. Meine Mutter eilte herbei und verfrachtete das Katzenkind wieder in die vertraute Höhle.

Sobald die Entwöhnung erfolgt ist, muss das Muttertier umgehend kastriert werden, wozu wir die Unterstützung einer Tierärztin brauchen, die möglicherweise schon gefunden ist. Seitens der Gemeinde gibt es diese leider nicht (mehr) - Stichwort Kastrationsgutschein. Und so hanteln wir uns vorwärts mit dem Gefühl, das Richtige und etwas Gutes zu tun. An alle, die das hier lesen, haben wir die Bitte, sich umzuhören, ob es jemand gibt, der zwei Junge oder eines zu einer bestehenden Katze dazu nehmen möchte und danken auch schon allerherzlichst im Voraus für euer wertvolles Engagement !!!